Leitwert oder Leitfähigkeit

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Leitwert oder Leitfähigkeit

Die Angabe des Leitwertes oder auch der Leitfähigkeit erfolgt in der Aquaristik meist in Mikrosiemens pro cm (µS/cm). Wie schon des Öfteren darauf hingewiesen, liegen die meisten Salze in wässriger Lösung als elektrisch geladene Ionen vor und sind somit in der Lage einen Stromfluss zu ermöglichen. Je größer die Anzahl der vorhandenen Ionen um so besser wird der Strom geleitet.

Die Leitfähigkeit gibt keinerlei Auskunft über die Art und Menge der gelösten Ionen sondern stellt eine Summengröße dar. Da jedoch das Ionenverhältnis in den meisten Gewässern gleich ist lässt die Leitfähigkeit Rückschlüsse auf den Gesamtsalzgehalt des entsprechenden Wassers zu.

In den meisten Gewässern wird die Leitfähigkeit überwiegend durch die Härtebildner verursacht. Als grober Richtwert ergeben 1 °GH eine Leitfähigkeit von 33 µS/cm. Ein Wasser mit 10 °GH sollte also einen Leitwert von ca. 330 µS/cm haben. Werden aber z. B. 450 µS/cm gemessen, kann davon ausgegangen werden, dass neben den Härtebildnern noch andere Salze, wie z. B. Natrium- und / oder Kaliumsalze vorliegen.

Der Leitfähigkeit, bzw. dem Gesamtsalzgehalt, kommt eine ausschlaggebende Bedeutung in der Aquaristik zu, da diese für den sogenannten osmotischen Druck im Wasser verantwortlich ist. Vereinfacht gesagt, stellt sich ein osmotischer Druck immer dann ein, wenn zwei Lösungen mit unterschiedlichen Konzentrationen eines Stoffes durch eine Membrane getrennt werden, durch welche zwar die Wassermoleküle wandern können, die aber für die Moleküle des gelösten Stoffes unpassierbar ist. Das besondere Merkmal der Osmose ist die Tatsache, dass das Wasser immer bestrebt sein wird, die Konzentrationen auf beiden Seiten der Membrane dadurch auszugleichen, indem Wassermoleküle solange von der nieriger konzentrierten Lösung in die höher konzentrierte Lösung wandern, bis die Konzentration auf beiden Seiten der Membrane gleich ist. Man sagt in solch einem Fall, dass das osmotische Gleichgewicht hergestellt ist.

Jede Zelle ist mit einer sogenannten Zellmembran umgeben, welche die oben genannten Eigenschaften aufweist. Im normalen Fall sind die Drücke innerhalb und außerhalb der Zelle ausgeglichen. Werden aber Fische und / oder Pflanzen umgesetzt, so unterscheidet sich meist auch das neue umgebende Wasser in Hinsicht der Menge der gelösten Salze, also des Leitwertes. Der oben beschriebene Vorgang setzt ein und es kommt, je nach den Voraussetzungen zum Schrumpfen oder Quellen der Zellen. Wird die Anpassung an die neuen Gegebenheiten langsam und in mehreren Schritten vorgenommen, so sind die meisten Zellen der Pflanzen und Fische in der Lage diesen Prozess ohne Schaden zu überstehen. Ei- und Spermazellen sind jedoch meist nicht in der Lage diese Anpassung schadlos zu überstehen. Daraus resultiert, dass viele Fische aus den sogenannten Weichwasserzonen, in hartem Wasser nicht nachgezogen werden können. Generell kann gesagt werden, dass eine Anpassung von niedrigem zu höherem Leitwert besser verkraftet wird als umgekehrt.